Hintergründe
Geniale Gegensätze

Unterschiedlich wie Tag und Nacht: Víkingur Ólafsson und Igor Levit

Igor Levit © Felix Broede/Sony Classical & Víkingur Ólafsson © Ari Magg
© Felix Broede/Sony Classical & Ari Magg

Als Künstler sind sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht, und doch gehören beide zu den genialsten Pianisten unserer Zeit: Víkingur Ólafsson und Igor Levit. Mit Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen und Béla Bartóks drittem Klavierkonzert bringen sie zwei Werke der Klavierliteratur auf die Bühne der Tonhalle, die zu Recht zu den Höhepunkten ihrer jeweiligen Gattung zählen. 

Víkingur Ólafsson © Ari Magg
© Ari Magg

Víkingur Ólafsson

Víkingur Ólafsson ist ein pianistischer Forschergeist, unter dessen Fingerspitzen die Geschichte eines jeden Werks gleichsam mitschwingt und seinem Spiel eine Art geistigen Resonanzboden verleiht. Musikalische Vorbilder, die Umstände der Entstehung und auch die Linien, die bereits auf zukünftige Komponisten vorausweisen: All das hört man mit, wenn der Isländer an seinem Flügel zu zaubern beginnt. Auf diese Weise gelingt es Ólafsson, dem Publikum auch längst verstorbene Komponisten menschlich so nahe zu bringen, dass man beinahe das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Und plötzlich hört man die Musik vollkommen anders: nahbar, überraschend – als sei sie ihrem Schöpfer eben erst aus der Feder geflossen. Um dieses Maß an Vertrautheit mit einem Werk zu erreichen, nimmt sich Víkingur Ólafsson Zeit. Monatelang schließt er sich ein, um neue Konzertprogramme oder Alben zu konzipieren. Hört Musik, liest und spielt – taucht ganz in ein Thema ein, um ihm noch das letzte entscheidende Detail zu entlocken: die eine Anekdote, die auf einmal alles in ganz neuem Licht erscheinen lässt.

Einmaliges Projekt

In der Saison 2023/24 lässt Víkingur Ólafsson sein Publikum im Rahmen eines einmaligen Projekts nun an einer solchen Reise ins Innere der Musik teilhaben. Auf einer Welttournee widmet er sich ausschließlich einem einzigen Werk, das er selbst als die (musikalische) Liebe seines Lebens bezeichnet: Bachs berühmten Goldberg-Variationen. Deren hinreißende einleitende Aria allein ist schon Grund genug für einen Konzertbesuch. Und spätestens wenn Ólafsson zu schwärmen beginnt, wie aus dieser zauberhaften Keimzelle in jeder Variation ein eigenes kleines Universum entsteht, dann möchte man ihn am liebsten einmal rund um den Globus begleiten, um zu hören, wie dieses Gipfelwerk der Klavierkunst unter seinen Händen bei jeder Aufführung in immer neuen und aufregenden Facetten schimmert.

Sonntag, 15. Oktober 2023 | 20:00 Uhr | Tonhalle, Mendelssohn-Saal
Víkingur Ólafsson

Bach: Goldberg-Variationen

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Igor Levit © Felix Broede/Sony Classical
© Felix Broede/Sony Classical

Igor Levit

Dieser junge Mann hat nicht nur das Zeug, einer der großen Pianisten dieses Jahrhunderts zu werden. Er ist es schon.
FAZ, 2010

Das war 2010 in der FAZ zu lesen. Und der so Gepriesene hielt, was er schon damals künstlerisch versprach. Heute gehört Igor Levit zu den absoluten Superstars unter den Pianisten – allein sein Name auf einem Plakat ist quasi Garant für ein ausverkauftes Haus. Und das zu Recht: Schon wenn Levit die ersten Töne anschlägt, herrscht atemlose Stille in jedem Konzertsaal angesichts der schieren Intensität des Gehörten. Dabei setzt er niemals auf äußere Effekte, ganz im Gegenteil: Jede Bewegung der Hände, jeder Atemzug und jede Veränderung in seiner Mimik scheint nur einem Ziel zu dienen – jeden einzelnen Ton mit einem Maximum an Emotion aufzuladen. Heraus kommen dabei Interpretationen, die niemanden kalt lassen. Sie rütteln auf, brechen mit liebgewonnenen Traditionen und stellen so manche Hörgewohnheit in Frage. Solche Konzerte sind nicht bequem. Sie sind aufregend, bewegend, manchmal beinahe beunruhigend. So wie Igor Levit selbst, der auch abseits der Konzertpodien immer wieder sicht- und hörbar gesellschaftspolitisch Position bezieht.

Filigran neoklassisch

In der Saison 2023/24 wendet Levit seine immense pianistische Ausdruckskraft in Düsseldorf nun einem Werk zu, das in seiner filigranen neoklassischen Anlage zu den Meisterwerken des 20. Jahrhunderts gehört: Béla Bartóks drittem Klavierkonzert. Entstanden im Jahr 1945, war es das letzte Werk des schwerkranken Komponisten, der kurz vor der Vollendung des Orchestersatzes starb. Mit seinem lichtdurchfluteten ersten Satz, dem schwelgerischen Singen des zweiten Satzes und dem rasanten Schlussrondo verspricht das hochexpressive Werk unter den Händen von Igor Levit ein Konzert-Highlight, wie man es nicht alle Tage erlebt.

Samstag, 17. Februar 2024 | 20:00 Uhr | Tonhalle, Mendelssohn-Saal
NDR Elbphilharmonie Orchester

Alan Gilbert | Igor Levit

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